RebellinnenAnne BonneyKlirrende Schwerter, donnernde Kanonen und rauhe Gesellen - so stellt man sich landläufig das Piratenleben der früheren Jahrhunderte vor. Frauen hatten in dieser Welt nur die Aufgabe, im Hafen den Besatzungen einlaufender Schiffe gegen bare Münze diverse Dienstleistungen anzubieten.Doch weit gefehlt. Auch auf den Piratenschiffen mischten Frauen kräftig mit. Besonders kräftig 'mischte' eine Frau -Anne Bonney. Sie gilt als eine der zwei großen Piratinnen, welche im 18. Jahrhundert die Karibik unsicher machten. Geboren wure Bonney im Jahre 1700 als uneheliche Tochter des Rechtsanwalts William O. Bannon im irischen County Cork. Ihre Mutter war das Dienstmädchen des Vaters. Ihr Vater mußte deshalb Irland in Schande verlassen, fand aber sein Glück in der neuen Welt. Er kam zu Reichtum und erwarb eine große Plantage. Um ihren gestrengen Vater zu entkommen, heiratete Anne den erfolglosen Kapitän und Piraten James Bonney. Annes Vater erkannte aber richtig, dass dieser nur darauf aus war, die Plantage in seinen Besitz zu bringen und enterbte seine Tochter. In der darauffolgenden Zeit schlugen sich Anne und ihr Ehemann mit Seeräubereien durch das Leben. Auf den Bahamas akzeptierte James Bonney ein Amnestie-Angebot der Engländer und veriet von nun an gegen Belohnung seine früheren Kumpane an den britischen Governor Woodes Rodgers. Anne fühlte sich von dem Verhalten ihres Ehemannes angeekelt und brannte mit dem berühmten Piratenkapitän 'Calico Jack' Rackham durch. 'Calico Jack' bot Annes Ehemann hohe Geldsummen, um seine Geliebte freizukaufen. Dieser wandte sich aber an Governor Rogers, welcher verfügte, dass Anne verprügelt und zu ihrem Ehemann zurückkehren müsse. Darufhin stahlen Calico und Anne eine Schaluppe aus dem Hafen und bestritten fortan ihren Lebensunterhalt durch die Seeräuberei. Anfänglich kämpfte Anne noch in Männerkleidung. Ihre Verkleidung flog zwar schnell auf, dennoch wurde sie der Mannschaft akzepiert, da sie sich im Kampf furchtlos zeigte. Sie galt als gefährlicher als die meisten ihrer männlichen Kollegen und erwarb sich den Ruf einer Expertin im Pistolenkampf. Ebenso verstand sie das Kurzschwert meisterlich zu führen. Über Jahre hinweg nahm sie an den Raubzüge teil. Nur kurz unterbrach sie ihre räuberische Karriere, um auf Cuba einen Sohn zu gebären. Sie war aber wieder an Bord, als die Crew der Vanity ein holländisches Handelsschiff überfiel. Unter den holländischen Seeleuten befand sich ein junger Seemann, welcher sich den Piraten anschloß. Anne verguckte sich in den tapferen Burschen, fand aber nach einem gewagten Griff in dessen Hose heraus, das der Bursche zwar tapfer, aber kein Bursche war. Beide wurden Freundinnen und Anne setzte sich bei dem Kapitän und der Mannschaft für die neue Frau an Bord, Mary Read, ein. Beide zusammen bildeten ein infernalisches Team. 1720 lag Rackham mit seiner Crew vor Jamaika. Die Mannschaft feierte den Abschluß eines erfolgreichen Raubzuges und der Rum floss nach alter Piratenmanier in Strömen. Dieses sollte sich rächen, denn der Goveneur von Jamaika erfuhr von der Anwesenheit Rackhams und entsandte eine bewaffnete Schaluppe, um den Kapitän und seine Crew gefangenzunehmen. Er hatte leichtes Spiel, da die Piraten schon zu betrunken waren, um den Angreifern entgegenzutreten. Nur Read und Bonney waren noch nüchtern genug um Wiederstand zu leisten. Verzweifelt versuchten sie ihre besoffenen Kameraden zum Wiederstand zu motivieren - vergeblich. Als niemand von ihnen zum Kampf auf dem Deck erschien, schoß die wütene Read auf ihre Kameraden und tötete einen von ihnen. Lange konnten sie den Leuten des Goeverneurs aber keinen Wiederstand leisten und wurden letztendlich mit Rackham gefangengenommen. Wie auch Rackham und Read wurde Anne Bonney zu Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde aber aufgeschoben, als sie ihr Geschlecht und ihre Schwangerschaft offenbarte. Ob sie nach der Geburt hingerichtet wurde, ist nicht geklärt, da darüber keine offiziellen Aufzeichnungen mehr gibt. Es wird vermutet, dass ihr Vater seinen Einfluß spielen ließ und sie gegen ein hohes Lösegeld freikaufte, damit sie unter einem neuen Namen ein neues Leben beginnen konnte.
Mary BroadDie gebürtige Waliserin überfiel als Jugendliche in Männerkleidern mit ihren Freundinnen bevorzugt Damen auf Reisen. Dabei benahm sie sich selber nicht sonderlich 'Ladylike' - die überfallenden Damen mußten regelmäßig eine ordentliche Tracht Prügel einstecken. Eine Weile ging das gut, aber im Jahre 1786 wurde sie bei einer Gegenüberstellung identifiziert und wegen Diebstahls einer Haube und eines Mantels zu Tode verurteilt.Dieses Urteil wurde später durch den König in Deportation nach Australien abgeändert. Mary und ihre Mitgefangenen waren die ersten Sträflinge, die in die britische Strafkolonie Australien verschickt wurden. Auf dem langen Seeweg dorthin gebar Mary ihr erstes Kind, eine Tochter. Das Leben auf dem neuen Kontinent war hart. Hungersnöte, Streitereien und Tod durch Seuchen waren an der Tagesordnung. Die Gefangenen schufteten unter den härtesten Bedingungen, um eine Siedlung aufzubauen, die heute als Sydney bekannt ist. Mary heiratete einen ihrer Mitgefangenen und gebar noch ein Kind. Sie war aber nicht gewillt, sich und ihrer Familie das harte Leben in der britischen Kolonie noch länger zuzumuten und wurde Anführerin einer kleinen Gruppe von Rebellen. Schließlich kaperte sie mit ihrer Bande einen Kutter und segelte Tausende Seemeilen weit nach Timor. Dort erschwindelte sie sich und ihrer Familie mit einer erfundenen Schiffbruchgeschichte die Freiheit. Doch das Glück währte nicht lang. Ein Fahndungstrupp, der eigentlich die Meuterer der 'Bounty' suchte nahm sie wieder gefangen und brachte sie nach England. Auf der Überfahrt starben in ihren Armen die beiden Kinder und der Mann an einer tropischen Krankheit. Die Briten jedoch hatten Mitleid mit der jungen Frau, die wegen ihrer Jugendsünden so viel hatte durchmachen müssen. Ein Rechtsanwalt erwirkte ihre Begnadigung und Mary Broad wurde im Alter von 27 Jahren freigesprochen. Calamity JaneCalamity Jane ist eine der großen weiblichen Legenden des amerikanischen Westens. Die 1852 als Martha Jane Canary in Priceton/Missouri geborene Abenteurerin wuchs in den Goldgräberstädten des Westens auf und erwarb schon früh den Ruf als Revolverheldin und excelente Reiterin. Ihren Spitznamen 'Katastrophen-Jane' trägt sie, so die Legende, deshalb, weil über jeden Mann, der sie beleidigte, eine Katastrophe hereingebrochen sei.Alle Konventionen verachtend kleidete sie sich in Männerkleidung und behauptete, jedem Mann ebenbürtig zu sein. Nach ihren eigenen Angaben diente sie als Scout in der U.S. Cavalry unter General Custer, kämpte in diversen Indianeraufständen und ritt für den Pony Express die schwierige Strecke zwischen Custer, Montana, und Deadwood, South Dakota. Im Jahr 1885 heiratete sie den Kutscher Clinton Burke und gebar zwei Jahre später eine Tochter. Phoolan DeviDie ehemalige Räuberin und jetzige Parlamentsabgeordnete Phoolan Devi genießt heute bei der einfachen indischen Bevölkerung den Ruf einer Volksheldin. Zuvor verbrachte ohne eine Anklage 11 Jahre im Gefängnis. Erst 1994 wurde sie entlassen.Devi wurde als Mitglied einer unterprivelegierten Kaste im ländlich geprägten Norden Indiens geboren. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde mit 11 Jahren mit einem Mann verheiratet, der ihrer Familie für diesen Deal eine Kuh gab. Da sich das junge Mädchen vor Sex fürchtete und daher jedesmal schrie, wenn ihr Ehemann den Beischlaf vollzog, trennte sich dieser kurz nach ihrem zwölften Geburtstag von ihr, indem er sie an einem Fluß aussetzte. Wenn eine Ehefrau von ihrem Mann verstoßen wird, bedeutet das in der indischen Gesellschaft für die Eltern den Verlust der Ehre. Sie rieten ihrer Tochter zum Selbstmord, um auf dieser Weise die Familienehre wiederherzustellen. Weil das Mädchen diesen 'gutgemeinten Ratschlag' nicht befolgte, schoben sie ihre Tochter zu Verwandten ab. Dort bekam sie als geschiedene Frau aus ärmlichen Verhältnissen die ganze Härte des indischen Gesellschaftssystemes zu spüren, welches auf einer strikten Trennung der Kasten beruht. Phoolan stammte aus der Kaste nur wenig angesehener Fischer, den Mallahs. Diese Kaste wurde häufig von den höhergestellten Thakurs unterdrückt. Im Dorf wurde sie schnell zum Ziel des Hasses der Männer aus den besseren Kasten. Schließlich wurde sie aufgrund einer falschen Anzeige eines Verbrechens beschuldigt und im Dorfgefängnis eingesperrt. Nach 20 Tagen im Polizeigewahrsam, in dem sie mehrfach vergewaltigt wurde, wurde sie gegen Kauktion freigelassen. Die Kauktion wurde von den Tharkurs gestellt, denen auch das Land gehörte, welches ihr Vater bearbeitete. Als Gegenleistung verlangten sie Sex von ihr. Im Alter von 22 Jahren wurde Devi von einer Bande Banditen unter Führung des als äußerst brutal geltenen Basu Gujar entführt. Unter Gujar mußte sie eine Reihe von Brutalitäten und Demütigungen erleiden. Aber nach drei Tagen wurde Gujar von Vikram Mallah, seinem aus einer niederen Kaste stammenden Stellvertreter, erschossen, der Devi heimlich bewunderte. Dieser übernahm nun die Führung der Outlaws und Phoolan wurde seine Geliebte. Das nächste Jahr verbrachten sie damit, Dörfer höherer Kasten und Züge zu überfallen, zu Rauben, Morden und zu Plündern. Das währte ein Jahr, dann wurde Vikram von zwei ehemaligen Bandenmitgliedern erschossen, die sich nicht damit abgefunden haben, dass ein Mitglied einer niederen Kaste die Führung der Bande übernommen hatte. Die Mörder, zwei Brüder Namens Sri Ram und Lala Ram, gehörten der selben höheren Kaste an wie ihr ehemaliger Anführer Basu Gujar. Als Zeichen ihrer Machtergreifung nahmen sie die Geliebte des ehemaligen Führers gefangen und verschleppten sie in das Thakur-Dorf Behmai. Dort wurde Devi unter unmenschlichen Bedingungen in einer Hütte gefangengehalten und von den Männern des Dorfes bis zur Bewußtlosigkeit vergewaltigt. Erst am 23ten Tag ihrer Gefangenschaft wurde sie von einem Priester des Nachbardorfes befreit. In der Folgezeit baute sie mit Man Singh, einem befreundeten Banditen, eine neue Bande auf. 17 Monate später kehrte sie in das Dorf ihrer Gefangenschaft zurück. Die Bewohner des Dorfes Behmai dachten sich nichts dabei, als am 14. Februar 1981, dem Valentinstag, eine mit Polizeiuniformen bekleidete Gruppe über den heiligen Fluß Yamuna setzte. Ungewöhnlich war nur, dass diese Gruppe von einer jungen Frau angeführt wurde, welche mit Stiefeln, Blue Jeans und einem khakifarbenden Mantel bekleidet war. Drei silberne Sterne am Mantel wiesen sie als 'deputy superintendant of police' aus. Sie hatte einen leuchtenden Lippenstift und Nagellack aufgelegt und ihre Haare waren zu einer ungewöhnlichen Kurzhaarfrisur geschnitten. An ihren Hüften hing ein Patronengurt und in ihrer Hand hielt sie ein batteriebetriebenes Megaphon. Während sich die Dorfbewohner neugierig versammelten, führte sie ihre Truppe zu dem Schrein des Shiva, dem Gott der Zerstörung. Dort knieten die Männer nieder und beteten. Als sich die Dorfbewohner schon langsam zerstreuten, sprang die junge Frau auf die Brüstung des Dorfbrunnens und schaltete das Megafon ein: "Listen, you guys! If you love your lives, hand over all of the cash, silver, and gold you have. And listen again! I know that Lala Ram Singh and Sri Ram Singh are hiding in this village. If you don't hand them over to me, I will stick my gun into your butts and tear them apart. This is Phoolan Devi speaking. Jai Durga Mata!" ("Victory to Durga the Mother Goddess!")Daraufhin begannen die Männer das Dorf zu durchsuchen. Nur die junge Frau blieb am Brunnen zurück, das Dorf mit aufmerksamen Blicken musternd. Nach einer Stunde Suche kehrten Männer zurück. Von den beiden Ram-Brüdern hatten sie keine Spur gefunden und die Dorfbewohner stritten ab, diese jemals gesehen zu haben. "You are lying!" schrie die junge Frau durch das Megafon. "I will teach you to tell the truth!" Sie gab die Order, alle jungen Männer des Dorfes zusammenzutreiben. 30 von ihnen wurden zum Brunnen gezerrt, wo sie sich in einer Reihe aufstellen mussten. Devi spuckte sie an und warnte sie nochmals: "Unless you tell me where those bastards are, I will roast you alive." Die Männer verneinten abermals, die Brüder jemals gesehen zu haben. Devi schritt die Reihe der Gefangenen ab und stieß ihnen in unkontrollierten Wutanfällen die Turbane von den Köpfen und den Gewehrkolben in die Genitalien. Schließlich gab sie den Befehl, die Männer an das Flußufer zu führen, wo sie sich sie sich in einer Reihe hinknien und den Kopf zu Boden neigen mußten. Dann eröffneten die Banditen das Feuer. Die Körper der 30 Männer vielen von unzähligen Kugeln getroffen zu Boden. 22 von ihnen starben. Das Massaker zu Uttar Pradesh machte aus dreierlei Gründen internatinale Schlagzeilen. Erstes, weil es das größte Massaker des modernen Indiens war. Zweitens, weil es von einer Frau begangen wurde. Drittens, weil Männer aus einer hochangesehenen Kaste von einem Mitglied einer niederen Kaste ermordet wurden. Dem Massaker folgte die die größte Fahndungsaktion in der Geschichte des Staates Uttar Pradesh. Über 2000 Polizeibeamte und ein Hubschrauber wurden auf Phoolan Devi angesetzt, aber Devi konnte immer wieder die Polizei überlisten. Einmal entkam sie ihren Häschern, indem sie in drei verschiedenen Verkleidungen in einem Dorf auftrat, das von der Polizei durchsucht wurde. Erst im Februar 1983, als die meisten ihrer Bandenmitglieder tot und ihre eigene Gesundheit als Folge des unsteten Lebenswandels sehr angeschlagen war, ergab sie sich den Behörden im Nachbarstaat Madhya Pradesh. Sie ergab sich nur unter der Bedingung, dass sie nicht gehängt würde und ihre Männer nicht mehr als 8 Jahre absitzen müssten. Ferner sollte ihrem Bruder ein Regierungsposten zugesagt werden und ihre Familie sollte ein Stück Land erhalten. Ihre Kapitulation war wie ein Bühnenstück in Scene gesetzt. Unter dem tosenden Beifall tausender Anhänger erstieg Devi in Begleitung ihrer Bande und ihrer Familie die Stufen der 23 Fuß hohnen überdachten Bühne, hinduistische Musik ertönte aus einem Lautsprechersystem. Devi trug eine neue khakifarbene Polizeiuniform, in deren Brusttasche ein silbernes Figürchen der Göttin Durga steckte. Ein um die Stirn gebundenes rotes Halstuch hielt die langen Haare zurück und an ihrem Handgelenk trug sie ein silbernes Armreif, das Symbol der Sikhs. Über ihre Schulter hing eine .315 Mauser. Nachdem sie sich vor den Portraits Ghandis und Durgas verneigt hatte, kniete sie vor dem Premierminister des Staates Madhya Pradesh nieder und berrührte seinen Fuß. Nach einem Moment des Zögerns wandte sie sich wieder der Menge zu und hob ihr Gewehr über den Kopf. Anschließend übergab sie vor den Augen der Weltpresse die Waffe und 25 Patronen an den Minister. Die Kapitulation machte Schlagzeilen von Neu-Delhi bis Washington. Devi wurde aufgrund von 48 Verbrechen angeklagt. Aber ihr Prozeß wurde über Jahre hinweg immer wieder verzögert, weil nach der Kapitulation ein Regierungswechsel stattfand und sich die Staaten Madhya Pradesh und Uttar Pradesh nicht über den Ort des Prozesses einig werden konnten. Devi verbrachte 11 Jahre ohne Prozess im Gefängnis. Erst im Jahre 1994, nachdem ein aus einer niederen Kaste stammender Politiker die Wahl in Uttar Pradesh gewonnen hatte, wurde Devi gegen Kauktion freigelassen. Sie gab ihr politisches Angagemant nicht auf und wurde wenig später in das indische Parlament gewählt. Barbara 'Schleifferbärbel' KrämerDie als 'Schleiferbärbel' bekannte Barbara Krämer wurde 1740 geboren. Sie lebte in armlichen Verhältnissen und war mit einem jähzornigen und alkoholabhängigen Scherenschleifer verheiratet. Barbara sah ihre Bestimmung nicht darin, sich mit diesen Umständen abzufinden und Kinder zu gebären. Deshalb verließ sie ihren Mann und wurde Räuberin.Sie prügelte sich in Wirtshäusern und Spelunken mit anderen Frauen und schnitt einem Angreifer einmal die Kehle durch. Jedem Versuch einer Verhaftung wiedersetzte sie sich mit Waffengewalt. Ihr Ruf in der Bevölkerung war äußerst bescheiden. Bei ihren Zeitgenossen galt sie als stark wie ein Mann, verschlagen, lüstern, boshaft, tückisch und versoffen. Barbara war bei ihren Raubzügen nicht nur auf Geld und Sachwerte aus, sie raubte auch Stoffe und Damenkleider. Akribisch achtete sie auf das 'Outfit' ihrer Bande - sie stickte Ornamente in die Kleidung und strickte Strümpfe für ihre Räuber. Vor Gericht wurde das später als Beweis für ihre verdorbene Eitelkeit gewertet. Mit 50 Jahren verliebte sie sich in den 20 Jahre jüngeren Handwerksburschen Hans aus Konstanz. Dieser blieb bei ihr, bis er selber das Räuberhandwerk gelernt hatte. Danach verließ er sie, da seine Geliebte nach dem Gesetz noch verheiratet war und solche Liasions selbst in Räuberkreisen verpönt waren. 'Schleiferbärbel' Krämer erhängte sich später im Gefängnis. Elizabeth LyonElizabeth Lyon, auch 'Edgworth Bess' genannt, war mit einem wohlhabenden Soldaten verheiratet, der aber bei einem Gefecht zu Tode kam. Da nach dessem Tode niemand die unversorgte Witwe heiraten wollte, zog Elizabeth vom Lande nach London und lebte von Überfällen in den Armenvierteln der Stadt.Später tat sie sich mit dem berühmten Räuber 'John Sheppard' zusammen. Da sie immer wieder der Justiz entkommen konten, galten sie als Räuber- u. Ausbrecherkönige Londons. Im Jahre 1724 gelang ihnen sogar die Flucht aus dem damals am besten gesicherten Gefängnis Englands, dem Newgate-Prison. Kurze Zeit nach der Flucht wurden sie jedoch sturzbetrunken in einer Spelunke aufgegriffen. Elizabeth entkam jedoch der Hinrichtung, da sie als Kronzeugin gegen ihre Kumpane aussagte. Mary Read (1690-1720)Mary Read wurde 1690 in London als Tochter eines Seemanns geboren, welcher nach einer Fahrt nicht mehr zurückkehrte. Die nun alleinstehende und mittellose Mutter erzog das Mädchen als Jungen, damit es sich in einer Männergesellschaft besser zurechtfände. Im Alter von 13 Jahren arbeitete sie als Laufbursche für eine reiche Französin. Diesen Job hängte sie aber schnell an den Nagel und heuerte als Mann verkleidet auf einem Kriegsschiff an. Einige Jahre später gab sie die Seefahrt auf, aber nur, um beim Heer in Flandern zu kämpfen. Im Gefecht fiel sie durch ihre Tapferkeit auf. Als sie sich später den berittenen Truppen anschloß, verliebte sie sich in den jungen Corporal Max Studevand. Ihm vertraute sie ihr Geheimnis an und heiratete ihn. Gemeinsam eröffneten sie das Gasthaus 'Three Horseshoes' in der Nähe von Castle Breda.Im Jahre 1716, sechs Jahre nach der Heirat, verstarb ihr Ehemann. Wieder einmal zog sich Mary die Männerkleider an und heuerte auf einem holländischem Sklavenhändler mit Kurs auf die Karibik an. Auf den Weg dorthin wurde ihr Schiff von dem berühmten Piraten 'Calico Jack' Rackham überfallen. Da Mary Read dem Sklavenhandel keine positive Seite abgewinnen konnte, schloß sie sich den Piraten an. Das Schicksal wollte es, das sich unter Calico's Crew eine andere bekannte Piratin, Anne Bonney, befand. Diese fand Gefallen an dem jungen Mann. Mary vertraute Anne ihr Geheimnis an und beide wurden Freundinnen. Später verliebte sich Mary in einen Seemann, welcher nach einem Überfall übertrat. Beide heirateten. Die Flitterwochen währten aber nur kurz, da Rackham's Schiff 'Revenge' 1720 von einem Kriegsschiff aufgemischt wurde, als er vor Jamaika ankerte. Die angeheiterte Mannschaft verkroch sich feige unter Deck, nur die beiden Frauen leisteten erbitterten Wiederstand. In ihrer Wut schoß Mary auf ihre eigenen Kumpane und tötete einen. Letztendlich wurden Mary, Anne, Calico Jack und die Crew gefangen genommen und am 28. November 1720 in St. Jago de la Vega zum Tode durch den Strang verurteilt. Mary's Hinrichtung wurde jedoch aufgeschoben, da sie zum Zeitpunkt ihrer Verurteilung Schwanger war. Während ihres Gefängnisaufenthaltes starb sie an Fieber und entkam so dem Strang. Christina SchettingerObwohl sie, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, nie einen Mord begannen hatte, genoß die als 'Schwarze Christina' bekannte Christina Schettinger einen äußerst schlechten Ruf bei der Bevölkerung. Zusammen mit dem als 'Sonnenwirtle' bekannten Räuber war Josef Schwan zog sie raubend durch das Schwabenland. Sie war äußerst religiös, was eine Seltenheit unter den Räubern war. Und sie hatte ein kleines Kind.Als sie am 21. Juli 1760 gehenkt werden sollte, wehrte sie sich mit aller Macht gegen den Scharfrichter und rief in die Menge: 'Ist denn kein anständiger Christ da, der einer Mutter und einem Kinde helfen kann?' Als Antwort kam Gelächter, die Meenschen spuckten sie an und warfen mit Dreck nach ihr. Dann stieß sie der Henker vom Podest. Bella 'Belle' StarrViele Legenden ranken sich um die amerikanische Banditenkönigin Belle Starr.Nach den Legenden war Belle der Kopf einer gefürchteten Bande, die zwischen 1873 und 1889 wohlhabende Bürger überfiel, Postkutschen ausraubte u. Pferde stahl. Bei der Bevölkerung galt sie als verdorben, unmoralisch und männermordend. Wie bei vielen Legenden klafft auch bei Belle Starr eine Lücke zwischen dem historisch Überlieferten und den Erzählungen. Fest steht aber, das sie den Umgang mit Banditen und Betrügern pflegte und auch an einigen Diebstählen beteiligt war. Ihr mysteriöser Tod half, die Legende um ihre Person aufzubauen. Die 1848 in Missouri geborene Myra Maybelle Shirly wuchs in Jasper County als das zweite von drei Kindern und die einzige Tochter von John und Eliza Shirley auf. 1856 zog die Familie nach Jasper County/Kansas. Dort errichtete ihr Vater ein Hotel, ein Gasthaus, einen Stall und eine Hufschmiede. Er erlangte großen Reichtum und war ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Belle kam eine ausgezeichnete Schulbildung zuteil. Sie liebte aber auch das freie Land und verbrachte viel Zeit mit ihrem älteren Bruder Bud, welcher ihr das Schießen und Reiten beibrachte. Dieses Idyll wurde mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges zerstört. Belles Familie schlug sich auf die Seite der Südstaatenrebellen und Belle nutzte ihre guten sozialen Kontakte, um ihren Bruder geheime Informationen zuzuspielen.1864, als Belle 16 Jahre alt war, wurde ihr Bruder auf der Flucht vor den Truppen der Nordstaaten erschossen. In der Folgezeit verlor ihr Vater aufgrund des Krieges fast seinen gesammten Besitz. Er verkaufte was ihm noch blieb und zog mit seiner Familie nach Texas, wo er sich eine Existenz als Farmer aufbaute. Nachdem sie anfänglich noch in einem Unterstand hausen mußten, baute er sich schon bald ein Schindelhaus mit vier Zimmern - für Texas ein Luxus. Myrabelle ging dort in eine Schule mit nur einem Zimmer. Sie war älter und gebildeter als ihre Klassenkameraden und führte eine spitze Zunge - ein Umstand, der ihr keine Freunde einbrachte. In diesen Zeiten war das Leben hart für ehemalige Sympathiesanten der Südstaaten. Da sie von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen wurden, flüchteten viele in die Kriminalität. So auch James Read, ein Outlaw, mit dem die Shirleys schon in Missouri befreundet waren. Eines Tages suchte eine Bande von Outlaws Unterschlupf bei den Shirleys. Unter ihnen war auch Read. Zwischen ihm und Belle entwickelte sich eine Romanze. Sie heirateten und im September 1868 gebar sie von ihm ihr erstes Kind, Rosie Lee, welches sie 'meine kleine Perle' nannte. Den Legenden zufolge wird dieses Kind aber dem berüchtigten Bankräuber Cole Younger zugesprochen, mit dem Belle befreundet war. Ihr Ehemann James, welcher dem Pferderennen eher zugetan war als der Landwirtschaft, verbrachte nur wenig Zeit zuhause. Seine Eskapaden führte zu der Bekanntschaft mit dem Cherokee-Indianer und mehrfachen Mörder Tom Starr, welcher illegal Waffen und Whiskey in die Reservate schmuggelte. James stieg in dieses Geschäft mit ein. Um den Tod seines älteren Bruders Scott zu rächen, erschoß James einen Mann namens Shannon. Dies hatte zur Folge, das er steckbrieflich wegen Mordes und Alkoholschmuggels gesucht wurde. So floh er und seine Frau 1869 nach Californien, wo Belle 1871 in Los Angeles ihr zweites Kind gebar. Im darauffolgenden Monat wurde Read der Verbreitung von Falschgeld angeklagt und die anschließenden Ermittlungen brachten auch die Mordanklage wieder ans Licht. Hals über Kopf flohen James und Belle nach Texas, wo sie mit Hilfe des Banditen Cole Younger bald eine Farm besiedeln konnten. James besaß immer noch sein Talent, dubiose Charaktere um sich zu schaaren und war bald in zwei Morde verstrickt. Nachdem ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde, floh er und Belle in das Indianerterritorium. Im November 1873 raubte James und seine Gang eine Farmersfamilie aus und raubte 30.000 Dollar. Legenden, nach denen Belle an diesem Überfall beteiligt war, konnte von der berraubten Familie nicht bestätigt werden. Die Reads zogen nach Texas, wo Belle zu ihren Eltern zog, weil ihr Ehemann sie mit einer anderen Frau betrog. James machte indessen weiter mit Waffenhandel und Überfällen auf Postkutschen. Drohenden Verhaftungen konnte er entgehen, indem er sich immer rechtzeitig ins Indianerterretorium absetzte. 1874 tat er sich mit einem früheren Freund, John T. Morris, zusammen. Dieser war aber beauftragt worden, gegen 4000 Dollar Kopfgeld Read ans Messer zu liefern. Als sich dieser der Verhaftung widersetzte, wurde er erschossen. Nachdem die nun verwitwerte Belle 1876 auch noch ihren Vater verlor und ihre Mutter die Farm verkaufte, zog sie zu James Mutter, wo sie die nächsten Jahre verbrachte. Die Legenden füllen diesen Zeitraum mit bewaffneten Raubüberfällen, Viehdiebstählen etc., können aber durch zeitgenössische Zeitungsberichte u. Gerichtakten nicht bestätigt werden. 1880 heiratete sie den 23jährigen Sam Starr. Sie und der Halbindianer ließen sich auf einen Stück Land in Arkansas nieder. Da ihre Unterkunft, die sie 'Younger's Bend nannten, auf Indianergebiet errichtet wurde und somit außerhalb des Geltungbereiches des amerikanischen Gesetzes stand, wurde sie bald zum beliebten Unterschlupf zwielichter Gestalten. Bis 1882 traten die Starr's nicht öffentlich in Erscheinung. 1882 wurden Belle und Sam von einem Nachbarn des Pferdediebstahls bezichtigt und vom "Hanging Judge" Isaac C. Parker zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt. Beide saßen 9 Monate der Strafe ab. Zwei Jahre später trat das Paar wieder in Erscheinung, nachdem sie einen gesuchten Verbrecher zur Flucht verholfen hatten. Sie verschafften dem Outlaw ein Pferd und sattelten es mit dem Sattel der Tochter Pearl. Doch der Bandit ertrank beim überqueren eines Flusses und das Pferd mit dem Sattel der Starrs wurde gefunden. Es erwieß sich als gestohlen und Belle Starr wurde erneut der Prozeß gemacht. Sam wurde noch zusätzlich wegen eines Postkutschenüberfalls angeklagt, konnte aber entkommen, versteckte sich aber in der Folgezeit aber immer wieder auf 'Younger's Bend'. Im Februar 1886 wurde die Gegend mit einer Reihe von Raubüberfällen auf Farmhöfe überzogen. Unter den Tätern soll sich eine als Mann verkleidete Frau befunden haben, in der Zeugen Belle Starr erkannt haben wollten. Zwei Polizeibeamte machten sich auf den Weg zur 'Younger's Bend'. Tochter Pearl sah sie allerdings kommen und warnte ihren Vater, der entfloh. Belle hingegen, die nicht ahnte, dass auch nach ihr gefahndet wurde, begrüßte die Polizisten und wurde verhaftet. Im Juni 1886 wurde ihr der Prozeß gemacht. Da aber keine eindeutige Identifizierung möglich war, wurde Belle Starr freigesprochen. Sie kehrte nach 'Younger's Bend' zurück, wo sie ihren auf der Flucht angeschossenen Ehemann mit schweren Verletzungen vorfand. Starr stellte sich den Behörden, kam aber auf Kauktion raus. Sein Prozeß wurde sollte im Februar 1887 stattfinden. Aber bevor es soweit war, traf Sam auf einer Weihnachtsparty Frank West, einen alten Feind. In einem Duell verletzten sie sich beide tödlich. Die Trauerzeit der Witwe währte nur kurz. Kurze Zeit nach dem Tode Sams heiratete sie den berüchtigten Outlaw und Halbblutindianer Jack Sevier, welcher im August 1889 wegen Mordes gehängt wurde. Durch den Tode Jacks befand sich Belle in einer schwierigen Lage, denn duch die Heirat hatte sie ihre Ansprüche auf das Land im Indianerterretorium aufrechterhalten können, welche mit dem Tode Sams erloschen waren. Deshalb heiratete sie kurz darauf Jim Starr, einen Addoptivsohn des alten Tom Starr. Auch dieser wurde kurz darauf des Pferdediebstahls angeklagt. Die Familie zerbrach, da auch Sohn Eddie auf die schiefe Bahn geriet und Tochter Pearl es nach einer ungewollten Schwangerschaft vorzog, ihren Lebensunterhalt als Prostituierte zu verdienen. Belle Starr starb am 3. Februar 1889, nachdem sie mit zwei Ladungen Schrot vom Rücken ihres Pferdes geschossen wurde. Am 6. Februar wurde sie nahe ihrer Hütte auf Indianerterretorium beerdigt.
Markus Gansel, last updated 1.12.1998
URL: http://www.unmoralische.de/badgirls.htm |