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als die bilder laufen lernten...
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... war die Welt begeistert. Nie zuvor war es möglich gewesen, Bilder von weit entfernten Orten im Kino oder Zuhause vor dem Fernseher mit den eigenen Augen zu sehen. Von da an dauerte es auch nicht mehr lange, bis spitzfindige Unternehmer auf die Idee kamen, ihre Produkte über das neue Medium zu verkaufen. Der Werbespot war geboren. Unzählige Produkte buhlten von nun an um die Gunst des Konsumenten.
Aber schon bald stellte sich heraus, daß sich viel mehr absetzen ließ, wenn eine junge Blondine mit viel wenig an erotisch am Löffel leckend 'Müller's Pampe schmeckt am besten' in Richtung Zuschauer hauchte anstatt einen sabbernden alten Knacker beim Verzehr derselben zu zeigen. Seit dieser bahnbrechenden Erkenntnis mußten Heerscharen von Frauen und Männern als Träger einer Botschaft ihre Köpfe und mehr hinhalten. Leider kam es dabei allzu häufig zu einer rollenspezifischen Verzerrung der Realität. Nur wenige Werbetreibende waren in der Lage, in ihren Spots die Rollen der Männer und Frauen dem gesellschaftlichen Ideal anzugleichen. Lobend müssen in diesem Zusammenhang vor allen Marlborogh und D&W Erwähnung finden. In den meisten Fällen wurden jedoch hemmungslos Klischees bedient. Auch die Frauen hatten dabei ihr Päckchen zu tragen, ungleich schwer hatten es jedoch die Männer.
Denn was machte die Werbung aus den Männern? Ein Haufen hirnloser Idioten! Tumbe Zombies, unfähig eine Entscheidung zu treffen. Ja, was glauben den die Werbetreibenden? Das Männer keine Werbung sehen? Das Männer keine Produkte kaufen? Anders kann ich mir die gängige Praxis in den Agenturen nicht erklären.
In den meisten Fernsehspots ist der Mann schon mit den einfachsten Situationen des Lebens überfordert. Zum Beispiel der Einkauf. Ein Mann kauft immer das falsche. Nuß-Nougat-Creme statt Nutella, Küchenrollen statt Klopapier, Smarties statt der Pille. Exemplarisch ein Spot von 'Ferrero':
Blag: 'Papi, Papi, kaufst du mir was zum Naschen?
Papa: 'Aber ja, mein Sohn, hier hasse ne Mark, kauf dir irgendwas.'
Mama: ' Aber Schatz, doch nicht irgend etwas. Es gibt doch Kinderschokolade, die mit der Extraportion Milch...'
Das Strickmuster ist immer gleich: Der Mann kauft generell 'irgendwas', nur die Frau kennt das richtige Produkt.
In diesen Spots wird den Männern die Fähigkeit, rationelle Kaufentscheidungen zu treffen, völlig aberkannt. Und überhaupt, was wäre denn passiert, wenn die Ehefrau als intellektueller Gegenpart nicht intervenierend eingegriffen hätte und Sohnemann sich tatsächlich 'irgend etwas' gekauft hätte, z.B. Milka. LILA ANGELAUFEN??????!
Wenn Mutti nicht wüßte, das es die 'Wagner-Steinofenpizza' gäbe, würden Generationen von Männern weiterhin Hinkelsteine in bundesdeutsche Küchen schleppen.
Selbst Papa Knorr würde Wasser anbrennen lassen, wenn ihm nicht diese ekelig klugscheißerischen Zwillinge mit Rat und Tat zur Seite stehen würden. Und durfte vor etlichen Jahren der 'Persil-Mann' noch männliche Kompetenz in Sachen Wäsche unter Beweis stellen, so hört man heute ganz andere Töne: 'Schaahatz, welches Spühhhlprogrammm?' - Grausam.
Der Werbung zufolge dürfte der Intelligenzquotient des Mannes den Faktor '0' nicht wesentlich überschreiten. So denkt beispielsweise der - wie üblich - vertrottelt-sympathische Durchschnittsmann in den Comercials eher daran, beim verlassen des Hauses einen Müsliriegel einzustecken als seine Hose anzuziehen. Beim Einkauf an der Tanke träumt er prinzipiell in den Tag hinein (Dreamin', I'm always dreamin') und in öffentlichen Gaststätten wird ihm aufgrund seiner falschen Bankwahl von Hunden ans Bein gepinkelt. Die ebenfalls anwesende Dame kommt trockenen Fußes davon, kein Wunder, sie kennt ja auch die richtige Bank...
Was sollen wir daraus lernen? Das Männer, selbst wenn sie sich selbst befruchten und Kinder austragen könnten, in dieser Welt ohne die Hilfe und Leitung von Frauen nicht überlebensfähig wären?
Ein Spot der Telekom scheint diese These zu unterstützen. Kaum ist die Frau aus dem Haus, läuft nichts mehr. Kinder, Hund, Katze und Goldfisch tanzen dem sichtlich gestreßtem Familienvater auf der Nase rum. Die Wohnung sieht aus wie Sau, Blumen werden nicht mehr gegossen und die pflegebedürftige Oma verhungert. Nur die fernmündlichen Anweisungen der Ehefrau könnten die Situation noch retten:
'Hast du auch die Blumen gegossen?' - 'Blumen gießen? Jahh haha hihihuiiiii'
Mann allein zu Haus - dem Wahnsinn nahe
Ein ähnliches Bild wird auch über die berufliche Laufbahn von Mann und Frau vermittelt. Während die kaffeetrinkende, grüngekleidete Karrierefrau souverän jede Vorstandssitzung meistert, fährt dem männlichem Pedant höchstens inmitten eines Großraumbüros ein Güterzug durch den Schädel oder ein vermilchgreister Chef sieht imaginäre Kobolde, die ihm Milchprodukte andrehen wollen.
Selbst die Buben werden in der Werbung schon auf ihre künftige Rolle als Looser im Geschlechterkampf vorbereitet:
Die Jungs bleiben übertölpelt und verhöhnt am Ufer zurück, die cleveren Mädels verschwinden mit der Fähre und den Schoko-Bons.
Gern wird auch das Vorurteil vieler Damen bestärkt, das in gewissen Situationen beim Mann alles Blut schlagartig aus dem Gehirn in eine bestimmte Körperregion abgezogen wird, so das das erstere vorübergehend die Arbeit einstellt. So laufen in der Werbung junge Männer munter gegen Laternenmasten, weil sie jungen Damen hinterhergaffen müssen, die Wollkleider aus der Wulle ausführen. Ist das die Realität? Mir jedenfalls fallen nur selten deformierte Laternenpfähle ins Auge. Und ich glaube, das liegt nicht an einem Mangel junger Damen, die Wollkleider aus der Wulle ausführen.
Aber auch das Bild der Frau, welches von der Werbung verbreitet wird, kann die Psyche des Mannes empfindlich angreifen. Nehmen wir zum Beispiel 'Miß Ariel', Ilona Christen, wie sie auf ihrer besserwisserischen Art und Weise von Haus zu Haus zieht, um unschuldigen Bürgern die Bremsspuren in ihrer Unterwäsche vorzuwerfen.
Bei den Männern könnte der Eindruck entstehen, alle Frauen wären so: Neunmalkluge, frustrierte, zickige Journalistenparodien mit Brillentick, die an alles und jedem rummäkeln müssen .
In letzter Konsequenz hätte dies zur Folge, daß alle Männer entweder schwul oder impotent würden. Sollte Ilona Christen das schaffen, woran Klementine Jahre zuvor knapp scheiterte?
Zum Glück gibt es da immer noch die schon aufklärerisch zu nennenden Spots, die den Männern das Mysterium Frau wirklich näher bringen können. Ich weiß jetzt endlich, woran all die Frauen, denen ich in der Fußgängerzone begegne, tagein- tagaus denken: An superleichte Slipeinlagen! Danke, ALWAYS!
Einen weiteren Beitrag zum besseren Verständnis liefert auch Dingsda, O.B. glaube ich.
O.B. nimmt die Regel dort auf, wo sie entsteht - in der HANDFLÄCHE????? - Mal Hand aufs Herz - hätten SIE das gewußt?
Aber ich schweife ab.
Fassen wir also zusammen:
Wenn schon Diskriminierung, dann doch bitte in der gefälligen klassischen Form, wie in diesen einfach zeitlos schönen Spots, in denen üppig proportionierte und offensichtlich keine Büstenhalter tragende attraktive junge Damen in dünnen, weißen T-Shirts durch strömenden Regen joggten und dabei im Takt der wippenden Pracht beinahe orgastisch 'Dusch das, Dusch das' in das Mikrofon hauchten - einfach unvergeßlich!
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